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Nervenkitzel, Mut und die nötige Abstimmung sowie Harmonie zwischen Pferd und Reiter machen diese herausfordernde Art des Pferdesports aus. Beim Anblick der bunt bemalten Stangen bricht nicht gleich jeder Reiter in Begeisterungsstürme aus, aber einmal dem „Springreiten” verfallen, lässt es einen selten wieder los.
Wie aber kam es zu dieser Disziplin des Reitsports? Mehr oder weniger zufällig entstand und entwickelte sich das Springreiten zu der Form, wie wir es heutzutage kennen. Seit 150 Jahren fliegen Pferd und Reiter über Oxer, absolvieren Steilsprünge, bezwingen Mauern und überqueren Wassergräben.
Der erste mit einem heutigen Springturnier vergleichbare Wettbewerb fand im Jahr 1864 in Dublin statt, die auf die damals beim Publikum sehr beliebten Reitjagden zurückgehen. Hierbei galt es, alles zu überwinden, was sich im wahrsten Sinne des Wortes dem Reiter in den Weg stellte: Hecken, Gräben, Zäune, Mauern, Baumstämme und auch das Durchqueren von kleineren Flüssen.
Das erste Internationale Springturnier fand sogar schon im Jahre 1900 in Paris statt. Dieses Turnier war ebenso das erste internationale Springturnier in der Geschichte. In den frühen Jahren des Springreitens war es seinerzeit üblich, dass Ross und Reiter die Hindernisse mit langem Zügel und weit zurückgelehnten Körper überwanden. Eine erste Revolution im Springreiten erfolgte 1902 durch den italienischen Rittmeister Federico Caprilli, der den „modernen Springsitz” einführte, der sich bis zum heutigen Tage im Wesentlichen nicht geändert hat. Caprilli stellte beim Militär-Reitturnier in Turin mit 2,08 m einen europäischen Hochsprung Rekord auf.
Die erste Weltmeisterschaft im Springreiten fand schließlich im Jahr 1953, ebenfalls in Paris statt. Die vier besten Reiter ermittelten ihren Meister im Finale mit einem spannenden Pferdewechsel. Eine Tradition, die bis heute gleich geblieben ist. Erster Weltmeister durfte sich der Spanier Francisco Goyoaga nennen, Vizemeister wurde der deutsche Springreiter Fritz Thiedemann auf dem damals erst siebenjährigen Pferd namens Diamant.
Für den Springreiter sind Reitstiefel, Reithose, Reithelm, Reithandschuhe und eine Gerte essenziell. Eine Sicherheitsweste kann optional getragen werden, sollte aber vor allem bei Anfängern vorhanden sein, da sie zusätzlichen Schutz bietet.
Für das Springpferd sollte der richtige Sattel mit passendem Sattelgurt vorhanden sein. Dazu kommen Dinge wie die Trense, ein Vorderzeug und Gamaschen. Hufglocken sowie Stollen sind optional. Was beim Springreiten jedoch nie getragen werden sollte, sind Hilfszügel wie beispielsweise Ausbinder oder Schlaufzügel, da diese beim Springreiten eine große Gefahr darstellen.
Wenn man das Pferd in den Grundgangarten sicher sitzen und reiten kann, dann darf der Reitlehrer irgendwann vorschlagen, es einmal mit dem Springreiten zu probieren. Vielleicht ist erst einmal eine gewisse Angst und Scheu vor dem Springreiten da? Keine Sorge! Mit einem guten Reitlehrer und einem braven Pferd macht das Springen große Freude. Voraussetzungen für das Springreiten ist der sogenannte „leichte Sitz”. In dieser Position kann man sich schneller den Bewegungen des Pferdes anpassen, also im gestreckten Grundsitz. Das ist sehr wichtig, damit man vor, über und nach dem Sprung stets in der Bewegung bleibt und das Pferd nicht im Gleichgewichtsprozess zu stören. Dadurch, dass man nicht mehr in den Sattel einsitzt, macht man es dem Pferd leichter, seinen Rücken über den Sprung aufzuwölben und so werden Stöße vermieden. Die Bügel werden beim Springen etwas kürzer geschnallt und die Beine stärker gewinkelt. Diese Haltung nimmt man aber meist schon automatisch durch den Springsattel ein. Ein leichter Stand im Sattel ist die Folge, sodass zwischen dem Gesäß und dem Sattel ein Luftkissen entsteht. Das Gesäß wird etwas weiter nach hinten verlagert, der Oberkörper neigt aus der Hüfte heraus leicht nach vorn. Der Rücken muss dabei gerade bleiben, der Blick während dieser Abfolge stets geradeaus gerichtet. Ziel des Ganzen: Alle Bewegungen werden in die Knie und Fußgelenke abgefedert, ähnlich wie es ein Skifahrer auf einer Buckelpiste durchmacht. Im Grundsitz liegt der Schwerpunkt des Reiters in der Linie Schulter-Hüfte-Absatz. Beim Sprung ist diese Linie etwas verschoben, die Schulter weicht gleich viel von dieser Linie nach vorne ab, so wie die Hüfte davon nach hinten abweicht. Je versammelter der Galopp des Pferdes, desto aufgerichteter der Sitz. Wenn das Pferd schneller galoppiert, wird wieder stärker entlastet und man geht in den leichten Sitz. Über dem Sprung neigt sich der Oberkörper am stärksten nach vorn.
Um ein guter, sicherer Springreiter zu werden, braucht es schon einige Zeit, bis sich Pferd und Reiter auf diese Art des Pferdesports einlassen können. Gute Fortschritte erzielt man am besten, indem man lieber öfters und abwechslungsreich als selten und intensiv reitet. Mindestens einmal pro Woche sollte man zur Reitstunde gehen. Je häufiger in der Woche geritten wird, desto besser. Springreiten fordert von Pferd und Reiter ein hohes Maß an Vertrauen, Geschicklichkeit und Balance ein.